Antrag: | Der Bundesverband Campusgrün - grün-alternativer Hochschulgruppen lehnt den Koaltionsvertrag zwischen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und FDP ab. |
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Antragsteller*in: | Lene Greve (CG Uni Hamburg) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 03.12.2021, 22:37 |
Ä3 zu D4NEU: Der Bundesverband Campusgrün - grün-alternativer Hochschulgruppen lehnt den Koaltionsvertrag zwischen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und FDP ab.
Antragstext
Von Zeile 31 bis 34:
und eine angestrebte Klimaneutralität ab 2045 ist viel zu spät. Hinzu kommt, dass selbst die wenigen Ziele mit dem Festhalten an der Schuldenbremse nur schwernicht verwirklicht werden können. Vor diesem Hintergrund stimmen wir Fridays For Future zu, wenn sie sagen: »Mit ihren vorgelegten Maßnahmen entscheiden sich
Als Bundesverband grün-alternativer Hochschulgruppen können wir es nicht
unkommentiert billigen, wenn der gemeinsame Koalitionsvertrag von Bündnis 90/DIE
GRÜNEN, SPD und FDP das faktische Aufgeben des 1,5°-Ziels [0],
Exzellenzuniversitäten, Rückführungsoffensiven, atomare Teilhabe,
Schuldenbremse, HartzIV, eine Absage an notwendige Umverteilung und absolute
Ignoranz in der Mietenfrage beinhaltet. Deshalb lehnen wir den Koaltionsvertrag
ab.
Entgegen der in der Öffentlichkeitsarbeit von Bündnis 90/DIE GRÜNEN sowie der
veröffentlichten Meinung herrschenden Deutung der Wahlergebnisse (bzw.
insbesondere des zwischenzeitlichen grünen Umfragehochs) wissen wir: Die
Zustimmung zu den GRÜNEN hat wenig mit den politischen Schaukämpfen der
Parteieliten zu tun, sondern ist der in den letzten Jahren starken
Ökologiebewegung (v.a. FFF und den Waldbesetzungskämpfen) zu verdanken. Und
auch, wenn die GRÜNEN schon längst keine Partei mehr mit Verwurzelung in den
sozialen Bewegungen sind, wäre es absolut notwendig gewesen, diesen
gesellschaftlichen Druck parlamentarisch abzusichern. Einer stärkeren
Priorisierung der ökologischen Frage standen auch die möglichen
Spitzenkandidat*innen im Weg: Eine Außenpolitikerin und ein liberaler Philosoph
sind leider keine besonders authentischen Protagonist*innen in einem
Klimawahlkampf. Ironischerweise hat damit gerade der Kanzler*innenamtswahlkampf
die Möglichkeiten auf das Kanzler*innenamt verbaut. Aber auch im Anschluss wäre
wenigstens noch Schadensbegrenzung möglich gewesen: Die GRÜNEN hätten - anstatt
mit SPD und FDP auf Kuschelkurs zu gehen - frühzeitig klarmachen müssen, dass
eine Koalition, die das 1,5°-Ziel nicht halten kann, ausgeschlossen ist.
Diese taktischen Fehler rächen sich jetzt:
Im Koalitionspapier wird ausdrücklich vermieden, der Klimakrise den Kampf
anzusagen. So ist "idealerweise" (also: nicht verpflichtend) ein Kohleausstieg
bis 2030 geplant, gleichzeitig soll die schädliche Erdgasinfrastruktur ausgebaut
werden. Des Weiteren ist kein Ausstieg aus dem Verbrennermotor bis 2030
vorgesehen, kein Ende klimaschädlicher Milliardensubventionen, kein Tempolimit -
und eine angestrebte Klimaneutralität ab 2045 ist viel zu spät. Hinzu kommt,
dass selbst die wenigen Ziele mit dem Festhalten an der Schuldenbremse nur
schwernicht verwirklicht werden können. Vor diesem Hintergrund stimmen wir Fridays
For Future zu, wenn sie sagen: »Mit ihren vorgelegten Maßnahmen entscheiden sich
die drei Parteien bewusst für eine weitere Eskalation der Klimakrise« (Spiegel).
Auch in unserem Grundsatzprogramm stellen wir uns gegen jenes "Propagieren einer
sog. green economy" als Stütze der "vorherrschenden kapitalistischen
Verwertungslogik", wie sie die Ampel anstrebt.
Aber auch die vor allem vom "Realo"-Flügel propagierte Logik, dass das
Verhandlungsergebnis insgesamt stimmen müsse und 'rote Linien' dafür schädlich
seien, blamiert sich an der Realität. Dies wollen wir neben der bereits
ausgeführten ökologischen Frage an einigen weiteren Aspekten deutlich machen:
1. Wissenschaft.
Die Regierungskoalition möchte den Wissenschaftsstandort "wettbewerbsfähiger"
machen. Dafür werde sie die "bewährte Exzellenzstrategie" an Hochschulen mit
neuen Clustern weiterführen (während die Grundfinanzierung um nur 0,3 Prozent
steigen soll, was noch nicht mal der Inflationsrate gerecht wird). Auch solle
das "soziale Unternehmertum" an Hochschulen gefördert werden. Diese Maßnahmen
treiben die konkurrenzbehaftete Neoliberalisierung der Hochschulen noch weiter
als bisher voran - und sind somit nicht in Einklang mit unserem
Grundsatzprogramm zu bringen. Dieses sieht "Wissenschaft und Forschung dem
Gemeinwohl verpflichtet" wofür es eine ausreichende "Grundfinanzierung" als
notwendig erachtet. Damit lehnt es "Profitinteressen" sowie
"Wettbewerbsorientierung" im Zusammenhang mit Hochschulen ab.
2. Soziales.
Die Besitzenden können aufatmen: sie werden genauso geringe Steuern wie bisher
zahlen, wodurch das Vermögen der Reichen immer weiterwächst. Währenddessen soll
der Mindestlohn einmalig (um einen Euro mehr als ohnehin schon geplant war)
steigen - und das auch erst ab dem Jahr 2022. Es sollen 400 000 neue Wohnungen
gebaut - von denen nur 1/4 Sozialwohnungen sind, und der Rest für den freien
Markt verfügbar gemacht wird. Das HartzIV-Konzept ändert sich nur minimal, trägt
jetzt jedoch den hippen Namen "Bürgergeld". Das Pflegepersonal bekommt einen
einmaligen Zuschuss - "höhere Löhne" sind zwar erwähnt, aber nicht wann und in
welchen Dimensionen.Umverteilung/Enteignung mit dem Ziel einer "freie[n] und
solidarische[n] Gesellschaft", wie wir sie anstreben, sieht anders aus!
3. Internationalismus.
Laut Koalitionsvertrag soll vorrangig eine »Rückführungsoffensive« (sprich:
Abschiebungen) gestartet werden. Außerdem sei "reguläre Migration zu
befürworten". Demnach wird Flucht nicht als "regulär", also als abzulehnen
verortet. Eine offene, internationale "Willkommenskultur" sieht anders aus. Auch
wolle man die Bewaffnung der Bundeswehr mit Drohnen sowie atomwaffenfähigen
Kampffllugzeugen ermöglichen. Der Sicherheitsstaat Deutschland wird ausgebaut
und somit solidarischen internationalen Kooperationen den Kampf angesagt.
Dementgegen vertreten wir den Grundsatz, dass "eine Rückkehr zur Isolation und
Nationalismus [...] lediglich von Problemen ab[lenkt] und [...] diese nur noch
größer werden [lässt]". Stattdessen müsse "allen Menschen [...] die
Mitgestaltung dieser Gesellschaft ermöglich[t]" werden.
An diesen ausgewählten Kritikpunkten wird bereits deutlich, dass vom Vorsatz der
Ampel "das Land besser zu machen" (Scholz) der Großteil der Gesellschaft
(national sowie international) nicht profitieren wird. Dabei wollen wir
selbstverständlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser auch manche
kleinere Erfolge birgt (bspw. Wahlalter ab 16, Cannabis-Legalisierung,
Abschaffung des Transsex.-Gesetz, Abschaffung §219a). Diese progressiven
Elemente dürfen jedoch nicht dafür genutzt werden, die schädlichen Seiten der
Koalition in den Hintergrund zu drängen. Was uns bleibt, ist also - genau wie zu
Zeiten der GroKo - jeden kleinsten Unterdrückungsmechanismus der Regierenden zu
kritisieren und mögliche Alternativen zu diesen aufzuzeigen. In und mit diesem
Vorhaben wollen wir auch "Bewegungen von unten" stützen!
[0] https://www.tagesschau.de/investigativ/swr/studie-klimaziele-ampel-101.html
Von Zeile 31 bis 34:
und eine angestrebte Klimaneutralität ab 2045 ist viel zu spät. Hinzu kommt, dass selbst die wenigen Ziele mit dem Festhalten an der Schuldenbremse nur schwernicht verwirklicht werden können. Vor diesem Hintergrund stimmen wir Fridays For Future zu, wenn sie sagen: »Mit ihren vorgelegten Maßnahmen entscheiden sich
Als Bundesverband grün-alternativer Hochschulgruppen können wir es nicht
unkommentiert billigen, wenn der gemeinsame Koalitionsvertrag von Bündnis 90/DIE
GRÜNEN, SPD und FDP das faktische Aufgeben des 1,5°-Ziels [0],
Exzellenzuniversitäten, Rückführungsoffensiven, atomare Teilhabe,
Schuldenbremse, HartzIV, eine Absage an notwendige Umverteilung und absolute
Ignoranz in der Mietenfrage beinhaltet. Deshalb lehnen wir den Koaltionsvertrag
ab.
Entgegen der in der Öffentlichkeitsarbeit von Bündnis 90/DIE GRÜNEN sowie der
veröffentlichten Meinung herrschenden Deutung der Wahlergebnisse (bzw.
insbesondere des zwischenzeitlichen grünen Umfragehochs) wissen wir: Die
Zustimmung zu den GRÜNEN hat wenig mit den politischen Schaukämpfen der
Parteieliten zu tun, sondern ist der in den letzten Jahren starken
Ökologiebewegung (v.a. FFF und den Waldbesetzungskämpfen) zu verdanken. Und
auch, wenn die GRÜNEN schon längst keine Partei mehr mit Verwurzelung in den
sozialen Bewegungen sind, wäre es absolut notwendig gewesen, diesen
gesellschaftlichen Druck parlamentarisch abzusichern. Einer stärkeren
Priorisierung der ökologischen Frage standen auch die möglichen
Spitzenkandidat*innen im Weg: Eine Außenpolitikerin und ein liberaler Philosoph
sind leider keine besonders authentischen Protagonist*innen in einem
Klimawahlkampf. Ironischerweise hat damit gerade der Kanzler*innenamtswahlkampf
die Möglichkeiten auf das Kanzler*innenamt verbaut. Aber auch im Anschluss wäre
wenigstens noch Schadensbegrenzung möglich gewesen: Die GRÜNEN hätten - anstatt
mit SPD und FDP auf Kuschelkurs zu gehen - frühzeitig klarmachen müssen, dass
eine Koalition, die das 1,5°-Ziel nicht halten kann, ausgeschlossen ist.
Diese taktischen Fehler rächen sich jetzt:
Im Koalitionspapier wird ausdrücklich vermieden, der Klimakrise den Kampf
anzusagen. So ist "idealerweise" (also: nicht verpflichtend) ein Kohleausstieg
bis 2030 geplant, gleichzeitig soll die schädliche Erdgasinfrastruktur ausgebaut
werden. Des Weiteren ist kein Ausstieg aus dem Verbrennermotor bis 2030
vorgesehen, kein Ende klimaschädlicher Milliardensubventionen, kein Tempolimit -
und eine angestrebte Klimaneutralität ab 2045 ist viel zu spät. Hinzu kommt,
dass selbst die wenigen Ziele mit dem Festhalten an der Schuldenbremse nur nicht verwirklicht werden können. Vor diesem Hintergrund stimmen wir Fridays
schwer
For Future zu, wenn sie sagen: »Mit ihren vorgelegten Maßnahmen entscheiden sich
die drei Parteien bewusst für eine weitere Eskalation der Klimakrise« (Spiegel).
Auch in unserem Grundsatzprogramm stellen wir uns gegen jenes "Propagieren einer
sog. green economy" als Stütze der "vorherrschenden kapitalistischen
Verwertungslogik", wie sie die Ampel anstrebt.
Aber auch die vor allem vom "Realo"-Flügel propagierte Logik, dass das
Verhandlungsergebnis insgesamt stimmen müsse und 'rote Linien' dafür schädlich
seien, blamiert sich an der Realität. Dies wollen wir neben der bereits
ausgeführten ökologischen Frage an einigen weiteren Aspekten deutlich machen:
1. Wissenschaft.
Die Regierungskoalition möchte den Wissenschaftsstandort "wettbewerbsfähiger"
machen. Dafür werde sie die "bewährte Exzellenzstrategie" an Hochschulen mit
neuen Clustern weiterführen (während die Grundfinanzierung um nur 0,3 Prozent
steigen soll, was noch nicht mal der Inflationsrate gerecht wird). Auch solle
das "soziale Unternehmertum" an Hochschulen gefördert werden. Diese Maßnahmen
treiben die konkurrenzbehaftete Neoliberalisierung der Hochschulen noch weiter
als bisher voran - und sind somit nicht in Einklang mit unserem
Grundsatzprogramm zu bringen. Dieses sieht "Wissenschaft und Forschung dem
Gemeinwohl verpflichtet" wofür es eine ausreichende "Grundfinanzierung" als
notwendig erachtet. Damit lehnt es "Profitinteressen" sowie
"Wettbewerbsorientierung" im Zusammenhang mit Hochschulen ab.
2. Soziales.
Die Besitzenden können aufatmen: sie werden genauso geringe Steuern wie bisher
zahlen, wodurch das Vermögen der Reichen immer weiterwächst. Währenddessen soll
der Mindestlohn einmalig (um einen Euro mehr als ohnehin schon geplant war)
steigen - und das auch erst ab dem Jahr 2022. Es sollen 400 000 neue Wohnungen
gebaut - von denen nur 1/4 Sozialwohnungen sind, und der Rest für den freien
Markt verfügbar gemacht wird. Das HartzIV-Konzept ändert sich nur minimal, trägt
jetzt jedoch den hippen Namen "Bürgergeld". Das Pflegepersonal bekommt einen
einmaligen Zuschuss - "höhere Löhne" sind zwar erwähnt, aber nicht wann und in
welchen Dimensionen.Umverteilung/Enteignung mit dem Ziel einer "freie[n] und
solidarische[n] Gesellschaft", wie wir sie anstreben, sieht anders aus!
3. Internationalismus.
Laut Koalitionsvertrag soll vorrangig eine »Rückführungsoffensive« (sprich:
Abschiebungen) gestartet werden. Außerdem sei "reguläre Migration zu
befürworten". Demnach wird Flucht nicht als "regulär", also als abzulehnen
verortet. Eine offene, internationale "Willkommenskultur" sieht anders aus. Auch
wolle man die Bewaffnung der Bundeswehr mit Drohnen sowie atomwaffenfähigen
Kampffllugzeugen ermöglichen. Der Sicherheitsstaat Deutschland wird ausgebaut
und somit solidarischen internationalen Kooperationen den Kampf angesagt.
Dementgegen vertreten wir den Grundsatz, dass "eine Rückkehr zur Isolation und
Nationalismus [...] lediglich von Problemen ab[lenkt] und [...] diese nur noch
größer werden [lässt]". Stattdessen müsse "allen Menschen [...] die
Mitgestaltung dieser Gesellschaft ermöglich[t]" werden.
An diesen ausgewählten Kritikpunkten wird bereits deutlich, dass vom Vorsatz der
Ampel "das Land besser zu machen" (Scholz) der Großteil der Gesellschaft
(national sowie international) nicht profitieren wird. Dabei wollen wir
selbstverständlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser auch manche
kleinere Erfolge birgt (bspw. Wahlalter ab 16, Cannabis-Legalisierung,
Abschaffung des Transsex.-Gesetz, Abschaffung §219a). Diese progressiven
Elemente dürfen jedoch nicht dafür genutzt werden, die schädlichen Seiten der
Koalition in den Hintergrund zu drängen. Was uns bleibt, ist also - genau wie zu
Zeiten der GroKo - jeden kleinsten Unterdrückungsmechanismus der Regierenden zu
kritisieren und mögliche Alternativen zu diesen aufzuzeigen. In und mit diesem
Vorhaben wollen wir auch "Bewegungen von unten" stützen!
[0] https://www.tagesschau.de/investigativ/swr/studie-klimaziele-ampel-101.html